Der Mensch hat eine Sehnsucht nach einfachen Antworten, nach Trost, nach Hoffnung. Das ist nicht toll, aber eben auch menschlich. Stoizismus ist für viele in extremen Situationen – Notfällen, Schicksalschlägen etc. –, vielleicht temporär (!) nicht tröstend genug oder sie sind noch nicht weit genug von ihrer eigenen kulturellen Herkunft emanzipiert. Der Erfolg des Christentums als Nachfolger der Stoiker lässt sich genau so erklären. Es verkauft sich einfach besser, wenn man den Menschen sagt, alles sei oder werde gut, sie müssten sich nicht anstrengen, könnten gar „erleuchtet“ werden – und nicht wie die Stoiker, sie sollten gefälligst an sich selbst arbeiten.
Arbeit und Mühe haben für die meisten leute keinerlei Sexappeal. So weit das Geschäftsmodell von Esoterikern wie Tolle.
Eckhard Tolle ist – oder war zumindest bis vor kurzem – der wahrscheinlich bekannteste „moderne“ Mystiker und ist vor allem in den den USA bekannt und erfolgreich. Zahlreiche Millionen schwer, verfolgt er offensichtlich ein einträgliches Geschäft.
Er betont das „Hier und Jetzt“ und findet sich hier in Übereinstimmung mit den Stoikern. Allerdings enden die Gemeinsamkeiten hier und bei der „Bekämpfung“ des Egos.
Tolle behauptet, wie er so vieles einfach behauptet, das Ego entstünde durch das Denken. Das Denken selbst soll/muss überwunden werden, will man Erlösung und Frieden finden. Eine super Werbebotschaft für (Denk-)Faule und Selbstzufriedene. Die Stoiker hingegen wollen das Urteil über Dinge berichtigen, nicht das Denken selbst abschalten. Die wollen schlechtes Denken korrigieren und dadurch falsche Gefühle abstellen. Denken und Urteilen sind Werkzeuge zur Tugend.
Es gibt noch viel mehr dazu zu sagen, daher gibt es diese Podcast-Episode. Anhören hilft.
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