Warum Tugend das Wichtigste ist – aus Senecas moralischen Briefen an Lucilius
Warum Tugend nicht nur ein Gut, sondern im Prinzip sogar das einzige Gut ist, erklärt Seneca in seinen moralischen Briefen an Lucilius. Es gibt viel Erstrebenswertes im Leben; vieles an dem wir unseren Erfolg messen, dennoch bestehen Stoiker und Stoikerinnen darauf, dass die Tugend selbst, eigentlich das einzig Wichtige für uns ist (oder sein sollte).
Die Begründung Senecas ist einfach: im deterministen Universum der antiken Stoiker hat jedes Ding und Lebewesen einen bestimmten Zweck in dieser Welt. Nur, wenn es diesen Zweck bestmöglich erfüllt kann es am Ende glücklich werden. Dies erklärt, warum Tugend so überaus wichtig im antiken Griechland und Rom war. Denn aus stoischer Sicht ist das Besondere des Menschen seine Ratio; seine Fähigkeit zur Vernunft. Nur sie unterscheidet ihn in antiker Sichtweise vom Tier und bringt ihn in eine Art Zwischenposition zwischen den Göttern einerseits, und allen nicht-menschlichen Lebewesen auf der Erde andererseits.
Warum Tugend gleich Ratio ist
Wenn die Ratio am Ende das ist, was uns Menschen besonders und eben menschlich macht, kann nur ihr Einsatz uns glücklich machen. Die alten Stoiker behaupteten, dass der volle Einsatz der menschlichen Ratio am Ende identisch mit dem Streben nach Tugend sei. Nur die Tugend vermöge es, uns Menschen glücklich zu machen, nur in ihr erreichen wir unseren eigentlichen Daseinszweck so wie er von Natur/den Göttern/Zeus vorgesehen ist. Ihre Entfaltung macht unser Leben erst komplett.
Antik oder modern?
Muss man an ein deterministisches Universum glauben, um heute von Stoizismus zu profitieren? Nein, muss man nicht. Aber die Tugend als oberste maxime anzuerkennen, daran führt auch im modernen Stoizismus eigentlich kein Weg vorbei. Schreibt mir gerne eure Meinung.
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