1. Übernehme die Verantwortung für dein Leben
Stoizismus und Corona – vielleicht eine hilfreiche Kombination. Corona macht eines sonnenklar: es ist wirklich höchste Zeit, deine Entscheidungen so erwachsen und verantwortlich wie möglich zu treffen. Am besten ohne allzu große Emotionen und mit so viel faktenbasiertem Verstand wie nur irgend machbar. Klar, ist auch, dass es wohl eher keinen Sinn macht, sich auf die „Verantwortlichen“ in Politik, Wirtschaft und Medien zu verlassen. Vielleicht liegt es in der Natur der Sache, aber weder in Europa, noch in Deutschland wurden bislang zeitnah vernünftige Entscheidungen getroffen. Alles zu wenig, alles zu spät, alles nicht genügend durchdacht. Doch dies ist kein politisches Essay, das sollen andere schreiben, mir geht es um unseren konkreten Alltag. Und für den ist wichtig, dass es keinen „starken Mann“ – und schon gar keine „Mutti“ (schlimmes Wort übrigens) – geben wird, die dich retten. Wichtig ist also, dass du – und nur du – dafür verantwortlich bist, was du nun tust und dadurch auch begrenzt dafür, wie es mit dir und uns anderen weitergeht. Werde erwachsen.
2. Finde die Mitte zwischen Panik und Ignoranz
Schaut man sich dieser Tage seine Facebook-Timeline an oder hält sich vor Augen, was in den letzten Wochen so alles publiziert wurde, ist eines klar: die meisten Menschen schlagen sich entweder auf die Seite der Panik oder die der Ignoranz. Manche schwanken auch ständig zwischen beidem, das ist genauso ungesund. Die Ignoranz ist lediglich das Spiegelbild der Panik, beide Denk- (oder besser) Fühlweisen sind einfach ein unkontrolliertes Freilassen der eigenen Ängste und keine besonders gute Entscheidungsgrundlage. Die Toilettenpapier-Horder und die, die sich über sie lustig machen, sind Brüder und Schwestern im Geiste. Menschlich verständlich sind beide Verhaltensweisen, zielführend eher nicht. Hilfreich ist es, sich klarzumachen: du muss dich nicht zwischen Prepper-Keller und Corona-Party entscheiden, es gibt immer noch den Weg der Vernunft. Ein stoischer Rat wäre jetzt vielleicht: habe Verständnis für deine emotionalisierten Mitmenschen, aber halte dich von ihnen fern. Werde erwachsen.
3. Stelle die Frage nach der Kontrolle
Stoizismus und Corona ganz konkret: Frage dich, was du kontrollieren kannst, und was nicht. Kannst du das Verhalten deiner Mitmenschen kontrollieren? Eher nicht. Kannst du für dich selbst nachdenken und Vorsorge treffen? Ja. Werde erwachsen.
4. Tue das Vernünftige
Natürlich macht es Sinn, Vorräte zu Hause anzulegen und sich vorzubereiten, das ist am Ende simple Mathematik. Wenn du nicht mehr jeden Tag einkaufen gehst, sondern nur noch jeden zweiten hast du das Risiko, mit Corona angesteckt zu werden, deutlich reduziert. Gehst du nur noch einmal in der Woche unter Leute, sinkt es weiter. Einfach zu verstehen, nicht besonders schwer durchzuziehen. Werde erwachsen. Auch eine gute Idee: ein funktionierendes Fieberthermometer und einfachste Medikamente, die nicht abgelaufen sind. Nicht immer müssen Halsschmerzen und eine laufende Nase (ich sage nur Heuschnupfen) im Krankenhaus untersucht werden. Werde erwachsen.
5. Sei tugendhaft
Es geht nicht nur um dich. Was wenn du dich bereits infiziert hast, aber zu den Glücklichen gehörst, bei denen die Krankheit eher mild abläuft? Auch hier gilt: übernehme die Verantwortung, die du gegenüber den anderen Menschen hast. Du denkst, nur weil du jung bist, kann dir nichts passieren, warum also nicht ausgehen und Spaß haben? Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher, es gibt so viele Vorerkrankungen die unentdeckt sind und die dein Immunsystem vielleicht schon schwächen, ohne, dass du es weißt. Aber viel wichtiger ist: willst du wirklich damit leben, dass du jemanden in der U-Bahn oder im Supermarkt ansteckst, nur weil du das Wochenende davor nicht alleine zu Hause bleiben konntest? Jemand, der dann vielleicht einen schweren Verlauf ertragen muss oder vielleicht sogar stirbt? Ist es nicht vielleicht eher an der Zeit, dich selbst zu fragen, warum du nicht alleine sein kannst? Werde erwachsen.
6. Reduziere und kontrolliere Deinen Medienkonsum
Im Interesse deiner eigenen Gelassenheit macht es keinen Sinn, 24/7 online zu sein. Reicht es nicht aus, wenn du dich morgens vor der Arbeit und vielleicht abends noch einmal kurz informierst, welche wichtigen Entwicklungen bundesweit und regional gerade stattfinden? Dann nimm dir die Zeit, dich zu fragen, was du mit diesen Informationen Sinnvolles anstellen kannst. Lerne zu ignorieren, was dich nicht betrifft. In China geht es aufwärts? Cool. Und bedeutungslos, falls du nicht nach China reisen möchtest. Wir alle haben nur begrenzte Widerstandskraft gegen negative emotionale Einflüsse. Du brauchst soviel Kraft, wie du nur haben kannst (das stärkt auch dein Immunsystem). Sich stündlich auf Facebook über Ursula oder Angela aufzuregen, hilft dir nicht. Werde erwachsen.
7. Stoizismus und Corona: Lass „die Götter“ entscheiden
Vielleicht sollten wir uns alle ab und an klar machen, dass wir – selbst wenn wir alles das, was wir kontrollieren können, sorgsam und tugendhaft erledigt haben – keine Garantie auf Glück haben. Das ist es, was mit „Schicksal“ oder „die Götter“ oder „das rosafarbene Spaghettimonster“ gemeint ist. Stelle dich ruhig und gefasst auf den Worst-Case ein und triff die entsprechenden Vorbereitungen. Mehr kannst du nicht tun, der Rest liegt nicht in deiner Hand. Du hast am Ende nur diese Verantwortung und die, mit dem, was das Leben dir an Prüfungen stellt, so gut wie möglich umzugehen. Das ist schon viel und das ist genug. Werde erwachsen.
Euch allen nur das Beste
Guido Bellberg
Support
Das DER WILDE STOIKER Buch
Hier gibt es mein neues Buch, über gute Bewertungen freue ich mich aufrichtig.
© Guido Bellberg, 2020
Foto: Guido Bellberg